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Leichtathletik-Verband Nordrhein

Abschied eines Steuermanns – Paul-Heinz Wellmann geht in den Ruhestand

Paul-Heinz Wellmann (Mitte), verabschiedet von LVN-Präsident Dr. Peter Wastl (rechts) und LVN-Vizepräsident HArald Eifert (links)
Foto(s): Sabine Wipperfürth (LVN)

23 Jahre war er in der Geschäftsstelle der TSV-Leichtathleten Vordenker, Strippenzieher und Chef-Kümmerer. Damit ist nun Schluss: Paul Heinz Wellmann geht am Monatsende in den Ruhestand. Den letzten Arbeitstag hat er bereits hinter sich. Am 14. September räumte der 65-Jährige sein Büro in der Leverkusener Leichtathletik-Kommandozentrale und ist fortan bemüht, seinem Alltag eine neue Struktur zu verleihen.

 

Paul Heinz Wellmann nicht mehr in der Fritz-Jacobi-Halle anzutreffen – daran wird sich so mancher erst noch gewöhnen müssen. Seit 1974 hat der ebenso vielseitige wie bodenständige Fachmann das leichtathletische Geschehen in Leverkusen maßgeblich mitgeprägt, zunächst als Weltklasse-Mittelstreckler, dann als Trainer und schließlich als hauptamtlicher Geschäftsführer. „Ich werde mich beruflich verändern und freue mich auf die neue Herausforderung: Ich wechsle in das Unternehmen Ruhestand“, scherzte er an seinem letzten Arbeitstag.

 

Nach 41 Jahren immer noch präsent: sein Olympia-Bronze 1976 in Montreal (Kanada). In einem ganz auf Taktik abgestellten Rennen nutzte der Schützling von Gerd Osenberg im 1.500-Meter-Finale eine sich innen auftuende Lücke und preschte mit einem fulminanten Endspurt in 3:39,33 Minuten dicht an Olympia-Sieger John Walker (Neuseeland; 3:39,17 min) und Ivo van Damme (Belgien; 3:39,27 min) heran. „Aber es gab auch andere Events, die mir viel bedeuten“, blickt der 65-Jährige zurück und nennt unter anderem die Deutschen Meisterschaften im Jahre 1973, wo er – noch im Trikot des heimatlichen TV Haiger - sowohl über 800 als auch über 1.500 Meter die Titel holte.

Vom Aktiven zum Trainer

„Unvergessen ist mein erster 800-Meter-Lauf unter zwei Minuten als B-Jugendlicher, das war ganz aufregend“, erinnert sich Paul Heinz Wellmann, den 1977 zwei Achillessehnen-Operationen sportlich zurückwarfen. Noch vor dem Karriereende begann der gelernte Schlosser hauptamtlich als Trainer zu arbeiten. Zwei von vielen Vorzeige-Schützlingen: Steffen Brand, 1992 Olympia-Fünfter und 1996 Olympia-Sechster über 3.000 Meter Hindernis sowie Sonja Oberem, im Marathon 1996 Olympia-Achte, 1997 WM-Siebte, 1999 WM-Sechste und 2001 WM-Fünfte.

 

1994 übernahm er zusätzlich das Amt des Geschäftsführers der TSV-Leichtathletikabteilung. Stete Grundlagen seines Handelns: Loyalität und soziales Verantwortungsbewusstsein. Der Experte für Mittel- und Langstrecken mutierte zum Allrounder, achtete stets darauf, dass der Verein auf breiter Front den Nährboden für sportliche Höchstleistungen bieten konnte. „Wir sind einer der wenigen Vereine, die die komplette Leichtathletik abdecken, vom Sprint bis zum Mehrkampf“, erklärt Paul Heinz Wellmann die Philosophie des TSV Bayer 04.

Wechsel stand nie zur Debatte

Ganzer Stolz: die Fritz-Jacobi-Sportanlage in Manfort, ein Schmuckkästchen. „Wir sind Eigentümer der Anlage, wir haben Hausrecht. Hier wird kein Fußball gespielt. Neben unseren Aktivitäten findet hier allenfalls Schulsport statt, der durch unser Internat geregelt wird“, sagt Paul Heinz Wellmann. „Am frühen Morgen und bis in die Nacht hinein kann hier Leichtathletik betrieben werden.“ Schmerzlich: Das Aus des internationalen Bayer-Meetings, das hier bis 2009 15 Auflagen erlebte.

Möglichkeiten wegzugehen boten sich mehrfach, doch ein Wechsel stand nie zur Debatte. „Man hat mir beim TSV immer genügend Perspektiven geboten“, bekennt Paul Heinz Wellmann, der sich nun aber komplett aus dem operativen Geschäft zurückziehen will. „Ich werde mit der Leichtathletik erst einmal komplett abschließen“, so sein Vorsatz. „Man wird dann sehen, was nach ein, zwei oder drei Jahren passiert, ob ich noch einmal Lust habe irgendwo ein bisschen als Trainer zu arbeiten, vielleicht im Nachwuchsbereich. Aber mit Sicherheit nicht im Funktionärsbereich.“

Lichtblick und Hoffnungsschimmer: „Als Zuschauer bin ich natürlich weiterhin dabei, so auch im nächsten Jahr bei den Europameisterschaften in Berlin.“

 

Der Leichtathletik-Verband Nordrhein, bei dem er bis zum nächsten Wahlverbandstag 2019 Mitglied im Rechtsausschuss ist, verabschiedete den Vollblutleichtathleten auf seinem außerordentlichen Verbandstag mit einer ausführlichen Würdigung und ein paar Golfbällen für seine sportliche „Rentnerlaufbahn“, mit stehenden Ovationen der Delegierten.

 

Einen sehr persönlichen Rückblick auf seine Zeit in der Leichtathletik gab Paul-Heinz Wellmann in einem Interview mit Harald Koken, das Sie hier hören können.

 

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Harald Koken | Montag, 25 September 2017 00:00