Rekorde, WM-Qualis und beste Stimmung beim Düsseldorf-Marathon 2017
Auch zur 15. Auflage des Düsseldorfer Marathon erwies sich die Landeshauptstadt wieder als gutes Pflaster für Marathonläufer. Zwar liefen die knapp 16.000 Teilnehmer in diesem Jahr unter schwierigen Wetterbedingungen mit kräftigen Windböen, konnten sich aber auf die tolle Atmosphäre der vielen Zuschauer und 33 Musik-Points an der Strecke sicher sein, die für beste Stimmung und moralische Unterstützung sorgten. Der Wetterdienst hatte für eine Stunde nach Startschuss kräftige Winde angekündigt, und der kam dann auch pünktlich. Einige Athleten gaben auf, andere überzeugten mit mentaler Stärke, für andere lief es hingegen richtig gut.
Das Rennen gewann der 19-jährige Youngster Robert Chemonges aus Uganda mit einer persönlichen Bestzeit von 2:10:32 Stunden. Schnellste Frau war Doroteia Alves Peixoto (Portugal), die mit 2:32:00 Stunden ihre persönliche Bestzeit gleich um gut vier Minuten verbesserte. Beide knackten damit die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaft im August in London. Einen neuen nationalen Rekord stellte die Paraguayanerin Carmen Patricis Martinez-Aguilar mit 2:35:17 Stunden auf und knackte somit auch die WM-Norm. Raphael Igrisianu knackte zwar keine WM-Norm, dafür aber einen Guinnes Rook of Record. Der Mann aus Siegen hatte sich in den Kopf gesetzt, den kompletten Marathon mit einem Basketball dribbelnd in weniger als 3:04:15 Stunden zu absolvieren. Igrisianu schaffte das mit Bravour. Nach 3:00:25 Stunden war er im Ziel und pulverisierte die alte Bestmarke des Esten Marti Merdar.
Die zweite Hälfte wurde zur ganz besonderen Herausforderung
Für große Spannung sorgten diesmal die beiden deutschen Topläufer Marcin Blazinski (LG Farbtex Nordschwarzwald) und Julian Flügel (ART Düsseldorf). Bis zur Halbmarathonmarke lief es für die beiden nach Plan, doch in der zweiten Hälfte verloren sie Zeit, was zu einem großen Teil sicher auch am Wind lag. „In der zweiten Hälfte war es schwierig, das Tempo zu halten. Davor war alles okay“, sagte der aus Polen stammende Marcin Blazinski, der die erste Hälfte in 66:44 Minuten absolviert hatte und eigentlich seine persönliche Bestzeit von 2:14:45 angreifen wollte. Am Ende musste er sich zwar mit 2:17:10 Stunden zufriedengeben, dafür war es aber eine deutsche Jahresbestzeit und Platz fünf für den 28-jährigen, der sich am Rhein zurückmeldete. Für Blazinski, der seit Oktober 2011 die deutsche Statsangehörigkeit besitzt, war es bereits der vierte Start in Düsseldorf. Als mittelfristiges Ziel her er sich gesetzt, für Deutschland an den Start zu gehen. Geführt von Tempomachern hatte Julian Flügel die erste Hälfte in 68:58 Minuten absolviert. „Mir war dann schon klar, dass ich bei diesem Wind keine Zeit unter 2:18 Stunden erreichen würde. Zudem hatte ich schon nach rund 10 Kilometern gemerkt, dass es nicht so richtig rollt“, erzählt Julian Flügel und fügt hinzu: „Aber nach 34 Kilometern habe ich dann irgendwie die zweite Luft bekommen“. Und somit lief er nach 2:19:24 Stunden ins Ziel. Julian Flügel wird nach einer Pause ein paar Bahnrennen laufen und sich dann langfristig auf einen Herbst-Marathon vorbereiten. Richtig gut lief es aus Sicht von Neureddine Mansouri. Der Athlet des TuS Köln rrh. absolvierte seinen ersten Marathon in 2:25:07 Stunden und lief damit in Düsseldorf auf Platz 7 ein. Gut Lachen hatte auch der Düsseldorfer Nikki Johnstone vom ART Düsseldorf. Er lief an dem Tag Bestzeit. Mit 2:31:23 Stunden gehört er mit zur TOP-10 der Zieleinläufer. Dort hatte man eigentlich den Kölner Dominik Fabianowski vom ASV Köln erwartet. Der Deutsche Vizemeister von 2015 hatte sich zuletzt in Phoenix gezielt für das Rennen vorbereitet. Was dann auf der Strecke passiert ist, musste er im Ziel erst einmal selbst reflektieren. Sicher war nur, dass er mit einer Zeit von 02:31:23 weit hinter den Erwartungen lag. Seine Fans nahmen es ihm aber keineswegs übel und gratulieren ihm viel mehr dafür, dass er nicht aufgab und sich bis ins Ziel gekämpft hat. Und das war in der Tat eine großartige Leistung, die es zu honorieren gilt.
Über den Wind fluchte auch die Frankfurterin Tinka Uphoff. „Mit 2:55:46 kam heute beim Düsseldorf Marathon definitiv nicht das Ergebnis heraus, auf das ich hintrainiert habe. Das Training lief super, ich hatte Spitzensupport und doch wollte es heute nicht laufen. Die zweite Hälfte wurde zur Herausforderung und fühlte sich ewig lang an. Ja: länger als sonst... Aber: ich bin nicht ausgestiegen!“, berichtet Tinka Uphoff, die als Schnellste Deutsche ins Ziel lief. Am Ende konnte sie aber auch wieder lächeln und fasst zusammen: „Der Marathon war super organisiert und eine tolle Veranstaltung!“ Eine bessere Zeit hatte sich auch die Kölnerin Claudia Maria Henneken vom DauerLaufVerein erhofft. Die mehrfache Deutsche Meisterin im Speedskating lief letztes Jahr als Hobbyläuferin beim Köln-Marathon nach 3:03:00 Stunden völlig unerwartet auf Platz 3. Hoch motiviert legte sie sich einen Startpass als Leichtathletin zu und lief bei der Deutschen Halbmarathonmeisterschaft in Hannover mit 1:26:40 Stunden eine neue persönliche Bestzeit. Die anvisierte Zielzeit von 2:55 Stunden erreichte sie in Düsseldorf allerdings nicht. Der Wind bremste sie deutlich aus und bescherte ihr einen 11. Platz und eine Endzeit von 3:08:48 Stunden.
Detlev Ackermann | Geändert: Dienstag, 09 Mai 2017 07:52